Ernährungsumstellung mit Augenmaß

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Viele Gichtratgeber empfehlen eine radikale Ernährungsumstellung zu strenger Vollwertkost, Rohkost oder Vegetarismus. Die Gicht scheint dazu einzuladen, dass Verfechter strenger Ernährungslehren ihrem Missionsdrang nachgehen. Doch eine extreme Vollwerternährung gleich welcher Richtung hat meistens keinen besonders heilkräftigen Einfluss auf die Gichterkrankung, abgesehen von einer gewissen Gewichtsabnahme.

Selbst eine extrem purinarme Ernährung wirkt meistens weniger gut als die regelmäßige Behandlung mit Allopurinol.

Bei der Ernährungsumstellung wegen einer Gichterkrankung ist es also wichtig, die Sache mit Augenmaß zu betreiben.

Hierbei hilft es sehr, wenn man sich über den Puringehalt verschiedener Nahrungsmittel informiert.

Es ist nämlich nicht notwendig, generell jedes Fleisch zu meiden, denn Fleisch hat je nach Sorte sehr unterschiedliche Purinwerte. Selbst unterschiedliche Teile des gleichen Fleisch-Tiers haben verschiedene Werte.

Beispielsweise hat gebratene Schweineschulter mit Haut etwa 120 mg Purine pro 100 gr. Schweinebauch hat hingegen nur etwa 40 gr Purine pro 100 gr. Die Schulter hat drei Mal mehr Purine als der Schweinebauch, obwohl beide deftige Schweinemahlzeiten ergeben.

Gute Information bringt hier also wesentlich mehr als Ideologien über vermeintlich gesundes Essen.

 

 

Faustregeln

Ein paar Faustregeln kann man sich einfach merken.

 

·         Innereien meiden

·         Große Fleischportionen meiden

·         Große Alkoholmengen meiden

 

Einige weitere Regeln helfen beim besseren Verständnis der Details:

·         Innereien enthalten prinzipiell sehr viele Purine.

·         Hefe und Fleischextrakt enthalten auch sehr viel Purine.

·         Bei Fleisch gibt es Sorten mit viel und Sorten mit mittelviel Purinen. Fleisch mit Haut hat mehr Purine als ohne Haut. Hier muss man im Zweifelsfall nachschauen.

·         Auch bei Fisch gibt es Sorten mit viel und Sorten mit mittelviel Purinen.

·         Samen und Keimlinge haben mittelviel Purine. Davon betroffen sind Getreide und Nüsse.

·         Hülsenfrüchte wie Bohnen, Erbsen, Soja und Linsen haben für Gemüse relativ viel Purine, aber insgesamt nur mittelviel.

·         Brot und Nudeln haben wenig bis mittelviel Purine.

·         Obst hat relativ wenig Purine. Trockenobst und Bananen aber mittelviel.

·         Gemüse hat wenig Purine, außer Kohlarten, Spinat und Schwarzwurzel, die mittelviel haben.

·         Milchprodukte haben gar keine bis wenig Purine.

Umstellung für Fleischliebhaber

Für Menschen, die sehr gerne viel Fleisch essen, bedeutet die Gichterkrankung einen deutlichen Einschnitt in ihre Ernährungsgewohnheiten.

Was für viele andere Menschen eine ganz normale Ernährung ist, beispielsweise Fleisch nur ein bis zwei Mal pro Woche, bedeutet für manche Fleischliebhaber bereits großen Verzicht.

Selbst Geflügelfleisch oder Fisch empfindet manch ein Fleischfan als Zumutung.

Diese ausgeprägte Vorliebe für Fleisch kann von vielen Ernährungsexperten kaum nachvollzogen werden. Aber extrem viele Fleischmahlzeiten sind oft ein wesentlicher Faktor zur Entstehung der Gicht. Allerdings können auch Menschen mit geringem Fleischkonsum an Gicht erkranken.

Wenn man sehr gerne viel Fleisch isst und darauf möglichst wenig verzichten will, dann sollte man einige Grundregeln befolgen, damit man nur wenig verzichten muss.

·         Streichen Sie Innereien am besten ganz von Ihrem Speiseplan.

·         Essen Sie lieber öfter kleine Fleischportionen (100 - 200 gr) als selten große Fleischmengen. Die Harnsäure durch kleine Fleischportionen kann leichter ausgeschieden werden, als wenn auf einmal eine große Menge anfällt.

·         Informieren Sie sich, welche Fleischsorten relativ wenig Purine enthalten. Günstig sind beispielsweise: Rinderbrust, Hähnchenschlegel (kein Grillhähnchen), Putenschnitzel, Rehrücken, Schweinebraten, Wienerle oder Hase.

·         Verzichten Sie bei Fleischmahlzeiten auf größere Mengen Alkohol. Mehr als ein kleines Bier oder ein Glas Wein sollte man sich verkneifen.

·         Nehmen Sie die Ernährungsumstellung ernst, denn sonst droht Totalverzicht.

 

Der letzte Punkt bedarf zusätzlicher Erklärungen.

Regelmäßiger Fleischgenuss ist nämlich nur möglich, solange die Nieren gut funktionieren.

Wenn man zu oft mit purinreicher Nahrung und Alkoholexzessen über die Stränge schlägt, dann schreitet die Gicht meistens weiter fort. Auf Dauer wird dadurch die Niere zerstört und es kommt zur Nierenschwäche.

Bei einer geschwächten Niere kann man jedoch nur noch wenig Allopurinol einnehmen und gar keine Urikosurika.

Dann ist eine sehr purinarme Ernährung notwendig.

Gichternährung bei Nierenschwäche

Wenn man eine geschwächte Niere hat, muss man sich besonders purinarm ernähren.

Dabei ist es unerheblich warum die Niere geschwächt ist. Die Ursache dafür kann eine chronische Gicht sein, aber auch Diabetes, Bluthochdruck oder eine eigenständige Nierenerkrankung.

Bei einer schwachen Niere sind jedoch die medikamentösen Möglichkeiten der Gichtbehandlung eingeschränkt. Allopurinol darf bei Niereninsuffizienz nur noch gering dosiert werden. Urikosurika dürfen gar nicht mehr verabreicht werden.

Die Vermeidung von Gichtanfällen und chronisch entzündeten Gelenken hängt also wesentlich stärker von der Ernährung ab als bei einer gesunden Niere.

Am besten wäre es, wenn man Vegetarier wird, falls Gicht und Nierenschwäche zusammen bestehen.

Wer unter einem gänzlichen Fleischverzicht zu sehr leiden würde, kann versuchen, ob er es verträgt, einmal pro Woche eine kleine Fleischportion mit einem relativ purinarmen Fleisch zu essen.

Auch ein gänzlicher Alkoholverzicht wäre hilfreich, wenn Gicht und Nierenschwäche zusammenkommen. Erlaubt ist höchstens hin und wieder eine kleine Menge, jedoch nicht am gleichen Tag wie die Fleischmahlzeit.

Bei einer Nierenschwäche zusammen mit Gicht muss man auch auf den Puringehalt von pflanzlicher Nahrung achten. Das bedeutet, dass man Hülsenfrüchte und Kohlarten meiden sollte.

Außerdem sollte man sich bei Getreideprodukten etwas zurück halten. Hierbei sind Vollkornprodukte purinreicher als Weißmehlprodukte. Buchweizen und Haferflocken sind relativ purinreich. Weißmehl und Reis sind relativ purinarm. Die übliche Vorstellung von gesunden Getreideprodukten ist also auf den Kopf gestellt.

Völlig problemlos sind Milchprodukte wie Milch, Quark und Jogurt. Sie enthalten gar keine Purine. Käse enthält wenig Purine.

Gichternährung bei Übergewicht

Da Übergewicht ein Risikofaktor für die Entstehung und das Fortschreiten der Gicht ist, sollte man bei Übergewicht möglichst abnehmen.

Das bedeutet, dass man als übergewichtiger Gichtpatient nicht nur auf purinarme Ernährung achten muss, sondern auch weniger Kalorien zu sich nehmen sollte. Dadurch wird die Ernährungsumstellung etwas komplexer als bei schlanken Gichtpatienten.

Weil Abnehmen bei Gicht ein wichtiges umfangreiches Thema ist, haben wir ihm ein extra Kapitel gewidmet (siehe ab Seite 82).


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